Artikel über den 5. Demenztag
(dieser Artikel erschien im "Harz Kurier" am 16.10.2007)
Demenzkranke im Mittelpunkt, Bad Lauterberg
Mit dem Wunsch, dass vom 5. Demenztag in Bad Lauterberg ein Signal ausgeht, dass „Demenzkranke in die Mitte der Gesellschaft gehören“, hat sich Dr. Hans Georg Faust als Schirmherr mit einem Grusswort an die Tagung gewandt.
Faust konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht an der Veranstaltung im Haus des Gastes teilnehmen. Weil das Leben in der angestammten Umgebung für Demenzkranke einen therapeutischen Wert habe, müssten die häusliche Pflege sowie Wohngemeinschaften künftig stärker gefördert werden.
In dem Grusswort, das der Vorsitzende der Alzheimer Gesellschaft Region Harz, Dr. Manutschehr Daneschdar, verlas, kündigte der CDU Bundestagsabgeordnete an, dass die Bundesregierung 60 Millionen Euro pro Jahr für ein Nationales Kompetenzzentrum Demenz zur Verfügung stellen werde.
Wo dieses Zentrum entstehen soll, teilte er nicht mit. Zum Demenztag waren wieder zahlreiche Familienangehörige, Pflegende und Interessierte gekommen, um mehr über Demenz und speziell über Alzheimer zu erfahren. „Wir haben schnell gemerkt, dass viele Fragen offen sind und pflegende Angehörige allein gelassen werden mit der schwierigen Aufgabe der Pflege und Betreuung“, sagte Dr. Daneschdar. In Deutschland lebten mehr als eine Million Menschen, die an der Alzheimer-Krankheit litten, eine Krankheit, die nach dem Entdecker Alois Alzheimer benannt ist.
Die Ursachen der Erkrankung seien auch Ärzten nur „oberflächlich bekannt“. Aber die Angehörigen würden oft mit immer den gleichen Fragen der Erkrankten konfrontiert wie: „Wann kann ich nach Hause? Wo bin ich? Warum tut ihr mir das an?“ Um die Angehörigen von diesen oft zur Verzweiflung bringenden Fragen zu entlasten, veranstaltet die Region Harz der Alzheimer Gesellschaft Betreuungsgruppen für Betroffene, häusliche Besuchsdienste, Telefonberatung, Schulungen und fachliche Begleitung, Informationen rund um das Krankheitsbild, Tagesbetreuung und Sprechstunden im Krankenhaus Herzberg.
Alle zwei Wochen findet in der „Sternstunde“ in Zorge freitags ein Demenzcafé für Angehörige und Betroffene statt. Insgesamt wolle man verhindern, dass pflegende Angehörige in die gesellschaftliche Isolation geraten, sagte Daneschdar.
In seinem Grusswort sagte Bürgermeister Otto Matzenauer den Pflegenden, bei aller anstrengenden und aufopferungsvollen Aufgabe sollten sie den Humor nicht vergessen. Das Lachen helfe manchmal über unverständliche Reaktionen hinweg. Er freue sich, so Matzenauer, dass die Alzheimer Gesellschaft wieder in Bad Lauterberg tage, einem Ort, der eine lange Tradition im Gesundheitswesen habe, wie er mit einem kurzen Hinweis auf das Wasserheilverfahren bekräftigte.
Für die Kassenärztliche Vereinigung sagte ihr Sprecher Dr. Manfred Eilts, dass die Alzheimer Gesellschaft die Anerkennung der Ärzteschaft habe. Sie kümmere sich um Menschen, die kein Zuhause mehr haben und keine Zukunft wahrnehmen können, lobte er. Für den Landkreis Osterode war Karl Heinz Hausmann Gast der Veranstaltung.
Über das Erkennen der Demenz referierte anschliessend Professor Frank Gerald Pajonk aus Liebenburg, bevor Amtsrichter Joachim Buhlmann aus Hildesheim die juristische Seite erläuterte, wenn Menschen wie Demente keine rechtswirksamen Entscheidungen mehr treffen können. Dr. Heiner Melchinger von der Medizinischen Hochschule Hannover berichtete anschliessend von der Forschung an Medikamenten für demente Menschen und die speziellen Schwierigkeiten dabei.